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45 Jahre Kunsthaus Artes – 45 Jahre Kunstgeschichte



1990

Die East Side Gallery in Berlin wird eröffnet

28 Jahre lang galt die Berliner Mauer als Sinnbild für die deutsche Teilung und das DDR-Regime. Auf der Westseite war sie in jener Zeit bereits an zahlreichen Stellen bemalt und besprüht worden, gleiches geschah unmittelbar nach dem Mauerfall auf der Ostseite.

Um die Mauer als einen dauerhaften Ort der Kunst zu fördern und zu erhalten, wurde 1990 das Projekt "East Side Gallery" gegründet: Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt wurden dazu aufgerufen, das Bauwerk auf einer Länge von 1,3 Kilometern zur größten Open-Air-Galerie der Welt zu machen.

Über 100 Kunstschaffende folgten dem Aufruf – und am 28. September 1990 wurde die East Side Gallery feierlich eröffnet. Sie steht mittlerweile unter Denkmalschutz und wird seit November 2018 von der Stiftung Berliner Mauer betreut. Bis heute gehört die East Side Gallery zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt, und einige ihrer Motive - wie Dmitri Vrubels "Bruderkuss" zwischen Breschnew und Honecker - wurden zu Ikonen der Wiedervereinigung. 

 


1991

Georg Baselitz mit der Ausstellung "Malelade" im MoMA

Georg Baselitz gehört zur Speerspitze der deutschen Gegenwartskunst. 1991 richtete ihm das Museum of Modern Art in New York eine große Einzelschau aus und konzentrierte sich dabei auf eine eher selten gezeigte Seite des deutschen Künstlers.

Es präsentierte Werke aus seinem Künstlerbuch "Malelade", das er ein Jahr zuvor veröffentlicht hatte. Baselitz zeichnete in diesem Buch nicht nur für die Radierungen, sondern auch für die Texte verantwortlich.

Bei dem etwas kryptischen Titel handelt es sich um ein Wortspiel – eine Verbindung aus dem deutschen "Marmelade" und dem französischen "malade" (krank). Baselitz und das MoMA – eine Verbindung, die von großer Dauer sein sollte: Neben dieser Einzelschau war Baselitz bis heute insgesamt 43 Mal an Ausstellungen im renommierten New Yorker Kunsthaus beteiligt. 

Aktuell zeigt ARTES Berlin Werke von Georg Baslitz in der Ausstellung HALBGÖTTER


1992

Eine Handvoll neuer Kunstmuseen für Europa 

1992 war ein äußerst bedeutendes Jahr für die europäische Museumslandschaft: Um ganze fünf neue Museen wurde sie auf einen Schlag reicher. In Bonn wurden parallel zwei große Museen eröffnet: die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland und das Kunstmuseum Bonn.

Im schweizerischen Davos wurde dem Brücke-Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner ein gleichnamiges Museum gewidmet und Österreich erhielt mit der Kunsthalle Wien ein neues Zentrum für zeitgenössische Kunst.

Und schließlich sollte auch die spanische Hauptstadt Madrid mit dem Museo Thyssen-Bornemisza eine neue Heimat für eine große, epochenübergreifende Kunstsammlung erhalten.

Alle diese Kunsthäuser belegen bis heute die Breitenwirkung und Popularität der bildenden Kunst.

 


1993

Neo Rauch startet mit seiner Karriere durch

Es war nicht seine erste, aber vielleicht eine seiner wichtigsten Ausstellungen: Im Jahr 1993 wurde Neo Rauch ins Förderprogramm der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler aufgenommen, sodass er eine große Einzelschau in den Ausstellungsräumen der Dresdner Bank in Frankfurt am Main realisieren konnte.

Maßgeblich daran beteiligt war der stellvertretende Direktor am Frankfurter Museum für Moderne Kunst, Rolf Lauter. Nicht zuletzt dank dieser Ausstellung wurde Rauch auch einem größeren Publikum im Westen bekannt. Es folgte eine beispiellose Karriere, in deren Verlauf er sich weltweit einen Namen machte.

Doch Rauch war nicht nur als Einzelkünstler erfolgreich: In seinem Fahrwasser rückte die gesamte "Neue Leipziger Schule" in den Fokus und entwickelte sich zu einer ebenfalls international bekannten und begehrten Marke. 

 


1994

Die erste Ausgabe von "Backjumps" erscheint

Vom Undergroundmagazin zu einem der großen Netzwerke für Urban Art in Europa: Anhand von "Backjumps" lässt sich sehr gut nachzeichnen, wie sich aus einer (anfänglich noch illegalen) Subkultur ein mittlerweile etabliertes Kunstgenre entwickelte.

1994 brachten Berliner Sprayer die erste Ausgabe des "Magazins für Aerosol-Kultur" heraus. In Heftform existiert "Backjumps" heute nicht mehr, doch die Idee hat sich zu einer großen internationalen Plattform für "Urbane Kommunikation und Ästhetik" transformiert.

Unter diesem Dach finden regelmäßig Veranstaltungen zu Street Art, Graffiti und Hip-Hop statt. Bei den öffentlichen "Live Issues" mit verschiedenen Ausstellungen, Vorträgen, Performances und Konzerten waren bereits internationale Größen der Szene wie Banksy, Obey, Victor Ash, Jeroen Jongeleen oder Brad Downey vertreten.

Mehr Street Art bei ARTES

 


1995

Christo und Jeanne-Claude hüllen den Reichstag ein

Kann man ein komplettes Gebäude verpacken, zumal ein so geschichtsträchtiges und repräsentatives wie den Berliner Reichstag? Man kann, wenn man Christo und Jeanne-Claude heißt und rund 24 Jahre Zeit für die Vorbereitung hat.

Die Idee zur Reichstagsverhüllung stammte bereits aus dem Jahr 1971, doch erst 1995 war es dann so weit: Der Reichstag wurde in rund 100.000 Quadratmeter Folie eingepackt und blieb zwei Wochen lang verhüllt. Die Kosten hierfür sollen bei rund 13 Millionen US-Dollar gelegen haben. Wie alle Projekte des Künstlerduos finanzierte sich auch dieses zu einem Großteil aus den Verkäufen von Skizzen, Entwürfen, Studien und Bildrechten.

Viele dieser einzigartigen Werke von Christo und Jeanne-Claude waren und sind natürlich auch bei ARTES im Angebot – und die Käuferinnen und Käufer erwarben mit ihnen nicht nur ein wertvolles Stück Kunst- und Zeitgeschichte.

 


1996

Die UNESCO erklärt das Bauhaus zum Weltkulturerbe

Bauhaus – dieser Name steht auch heute noch sinnbildlich für ein progressives Verständnis von Kunst, Design und Architektur. Walter Gropius, der 1919 die Bauhaus-Schule gründete, hatte die Einheit von Kunst und Handwerk proklamiert und die Rationalität und Sachlichkeit zu den Leitideen des Designs erhoben. Zu den Dozentinnen und Dozenten am Bauhaus gehörten viele große Namen aus Bildhauerei und Malerei, zum Beispiel Oskar Schlemmer, László Moholy-Nagy, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee.

1996 honorierte die UNESCO die Leistung des Bauhauses für die Architekturgeschichte und erklärte die Bauhausstätten in Weimar und Dessau zum Weltkulturerbe. In der offiziellen Begründung wurde der revolutionäre Charakter der Bauhaus-Idee hervorgehoben und ihr nachhaltiger Einfluss auf die europäische Architektur im 20. Jahrhundert gewürdigt. 2017 erweiterte man den Welterbe-Status sogar noch auf weitere Stätten in Bernau und Dessau. 

 



1997

Die Ausstellung "Sensation" der "Young British Artists" sorgt für Aufsehen

Die "Young British Artists" waren mutig, provokant und scherten sich wenig um das Establishment. Ihre große Auftaktausstellung hatten sie mit "Freeze" im Jahr 1988, und "Sensation" neun Jahre später sollte zu einem weiteren Meilenstein dieser Künstlergeneration werden. 

Gleich mehrere Exponate sorgten vor und während der Ausstellung für waschechte Skandale, aber auch für ein großes mediales Interesse. Die negativen Reaktionen in London, Berlin und New York führten dazu, dass eine weitere geplante Schau im australischen Canberra abgesagt wurde.

Viele der damals vertretenen Künstlerinnen und Künstler gehören heute zu den hoch bezahlten Superstars der Szene, zum Beispiel Damien Hirst, Tracey Emin, Gary Hume, Sarah Lucas, Chris Ofili oder Jake und Dinos Chapman.


1998

"Brennpunkt Informel" zeigt 40 Jahre informelle Kunst in Deutschland

Das Informel stellte die bildende Kunst noch einmal komplett auf den Kopf: Sowohl der intuitive und spontane Schaffensprozess von Malerei und Bildhauerei als auch die abstrakten und stark expressiven Werke kamen einer Revolution gleich.

Anfang der 1950er-Jahre fand die informelle Kunst erste Anhängerinnen und Anhänger in Deutschland – und bereits Ende des Jahrzehnts widmeten sich zahlreiche Ausstellungen dieser neuen Avantgarde. 

Rund 40 Jahre später fand im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg unter dem Titel "Brennpunkt Informel – Quellen, Strömungen, Reaktionen" eine große Retrospektive statt. Diese beleuchtete noch einmal die Anfänge der informellen Malerei, stellte aber auch zeitgenössische Entwicklungen dar und zeigte beispielsweise Werke von Bernard Schultze, K.O. Götz, Emil Schumacher, Emil Cimiotti und Hann Trier. Kuratiert wurde diese Ausstellung unter anderem von Prof. Dr. Christoph Zuschlag, der derzeit die "Forschungsstelle Informelle Kunst" an der Universität Bonn leitet.

 


1999

Die Sammlung Essl wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Vom Baumarkt-König zum Kunstmäzen: Der österreichische Unternehmer Karlheinz Essl senior hatte sich mit seiner Baumarkt-Kette "bauMax" zu einem der reichsten Österreicher hochgearbeitet. Gemeinsam mit seiner Frau Agnes baute er parallel eine Sammlung mit rund 7.000 hochkarätigen Kunstwerken des 20. und 21. Jahrhunderts auf, unter anderem von Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Maria Lassnig, Antoni Tàpies, Markus Oehlen, Gerhard Richter, Louise Bourgeois, Oskar Kokoschka, Alex Katz und Neo Rauch.

Im Jahr 1999 wurde diese Sammlung im eigens errichteten Essl Museum in Klosterneuburg bei Wien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zwar musste dieses Haus 2016 wieder schließen, doch die Sammlung steht der Albertina in Wien weiterhin als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Nicht nur Essl, sondern zahlreiche weitere Industrielle und Unternehmer öffneten ihre Sammlungen für die Öffentlichkeit. Nicht wenige davon gehören heute zu den wichtigsten Institutionen der Museumslandschaft.